Mit relativ wenigen Bauteilen, nur zwei
selbstgewickelten, kernlosen Spulen und dem integrierten Baustein
TDA7000, der für wenige Euro erhältlich ist, lässt sich
schnell ein sehr empfindlicher UKW-Rundfunkempfänger aufbauen,
welcher mit einer Speisepannung zwischen 4,5 und 9 Volt auskommt. Es
fehlt nur noch ein ebenso kleiner NF-Verstärker nebst Lautsprecher und
ein alltagstaugliches Radio ist vollständig. Nachfolgende
möchte ich auch den Verlauf dieses Projekts beschreiben, denn ist
gibt kaum eine Bauanleitung, die sich nicht durch eigene Experimente
verbessern lässt.
Tipps und Tricks zum Aufbau:
Sehr viele Informationen über den TDA7000 hat
PHILIPS
hier zur Verfügung gestellt. Dort kann man auch das
Leiterplattenlayout
und den Bestückungsplan vorfinden. Gegebenenfalls ist das
Leiterplattenlayout auf richtige Größe zu bringen, so dass
das
IC genau hineinpasst. Leider wird der TDA7000 nicht mehr hergestellt.
Es
gibt aber einen Nachfolger im SMD-Gehäuse. Den TDA7000 soll es
noch
bei Reichelt geben.
Außerdem wurde dort die Funktionsweise des TDA7000 sehr
ausführlich
beschrieben, so dass man in der Lage ist, verschiedene Modifikationen
vorzunehmen, z.B. für Schmalband-FM mit einem externen Oszillator.
Vier Jahre später: Der Empfänger mit den zusätzlichen
Bauteilen
für die Kapazitätsdiodenabstimmung. Einige Bauteile befinden
sich
aus Platzgründen auf der Lötseite. Die hier abgebildeten
Spulen
wurden später durch solche mit dickeren Drähten ersetzt.
Ansicht von der Lötseite: Aus Platzgründen mussten einige
Bauteile
hier unterkommen. Rechts der 5-Volt-Festspannungsregler. Links daneben
fand
die Spule des Eingangskreises Platz. Ihre Demsionierung ist nicht
besonders
kritisch. Da ich mit einer anderen Kapazitätsdiode
experimentierte,
benötigte ich noch einen Vorwiderstand für das Poti und
diverse
Abblockkondensatoren zur Brummunterdrückung auf den Zuleitungen
zum
Abstimm-Potentiometer.
Am besten betreibt man die UKW-Schaltung mit einem kleinen , dreibeinigen 5 Volt-Spannungs-Stabilisierungs-IC. Die Spule im Eingang ist nicht besonders kritisch und besteht aus einer Luftspule mit z.B. 11 Wdg, 4 mm Innnendurchmesser und 12 mm Länge. Als Oszillatorspule verwendete ich ebenfalls eine Luftspule von ca. 7 mm Länge, 4 mm Innendurchmesser und etwa 7 Windungen.
Die hier benötigten kernlosen Spulen kann man sehr bequem mit
einem
der zahlreichen Berechnungsprogramme aus der
CD-ROM "E1 Das
interaktive
Elektronikprogramm" berechnen lassen.
Um den UKW-Rundfunkbereich zu finden, verändert man die Induktivität der Oszillatorspule durch Zusammendrücken (Induktivität wird größer) oder Auseinanderziehen (Induktivität wird kleiner). Dann müsste man durch zusätzliches Drehen am Trimmer, der sich parallel zur Oszillatorspule befindet, einen Sender hören.
Wer viel im HF-Bereich viel mit Spulen und Kapazitäten zu tun hat, sollte sich ein digitales LC-Meter zulegen. Eine Bauanleitung mit Leiterplatte für ein solches LC-Meter befindet sich hier.
Der mechanischen Stabilität
wegen sollte man aber besser eine Spule
mit Spulenkörper verwenden. Bei freitragenden Luftspulen muss der
Drahtdurchmesser mindestens 0,9 mm betragen. Bei 0,5 mm dünnem
Draht
konnte ich deutlich einen Mikrofonie-Effekt feststellen, der sich durch
akustische Rückkopplung mit einem Lautsprecher in einem
unangenehmen
Pfeifen bemerkbar machte. Als Wickeldorn dienen Spiralbohrer. Die
Windungen
werden dicht an dicht gewickelt. Danach erzeugt man mit einem
dünnen
Messer einen geringen Abstand zwischen den Windungen, so dass keine
Kurzschlüsse zwischen diesen Windungen auftreten können.
Die Rauschunterdrückung sollte man zum Experimentieren abschalten,
indem
man parallel zum Kondenator C1 einen 10 kOhm-Widerstand schaltet.
Die Leiterplatte habe ich nach der Methode, wie sie auf meiner
Leiterplattenseite beschrieben ist,
hergestellt.
Dazu verwendete ich zweiseitig kupferkaschiertes Material, was aber
nicht
unbedingt notwendig ist. Die Printspule habe ich durch eine gewickelte
Spule
ersetzt, wie sie bereits weiter oben im Text beschrieben worden ist.
Bestückungsseite m. C-Diode |
Lötseite |
Bestückungsseite (ohne C-Diode) |
Empfehlenswert ist es, das Bild, welches die Lötseite zeigt, mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms für den Ausdruck auf die richtige Größe zu bringen, um dann eine Vorlage für die Leiterplatte zu erhalten.
Abstimmung mit
Kapazitätsdiode (Klicken auf dieses Bild ruft die
Großansicht auf). Die Schaltung sorgt für eine
Temperaturkompensation. Für die Feinabstimmung kann man das
100-k-Ohm-Potenziometer noch um einen 4,7-k-Ohm-Poti in Serie
ergänzen.
Wer andere Kapazitätsdioden verwendet, muss etwas mit den Werten
des
Spannungsteilers experimentieren, um den UKW-Rundfunkbereich genau
abdecken
zu können. Bei der Zener-Diode handelt es sich um eine mit 3,3
Volt
Z-Spannung. Für den PNP-Transistor habe ich einen BC250 verwendet.
Sollte
Brumm auftreten, ist die Abstimmspannung zusätzlich mit
Kondensatoren
zu sieben und es sind abgeschirmte Leitungen zum Potenziometer zu
verwenden.
Kapazitätsdioden
sind leider sehr schwer zu beschaffen. Es gibt sie
z.B. noch im Leserservice der
Zeitschrift
Funkamateur
oder bei Profi-Elektronik,
einem Versender von HF-Bauteilen. Ein Versuch, die Kapazitätsdiode
durch
normale Silizium-Dioden zu ersetzen, scheiterte bei mir. Im
Kurwellenbereich
klappt das jedenfalls ganz gut.
Als
nachgeschalteten
NF-Verstärker verwende ich eine Schaltung mit dem TBA820M,
für
den ich zudem eine kleine Leiterplatte entworfen habe. Zusammen mit
einem
kleinen Netzteil (9 bis 14 Volt, 300 mA) hat man dann einen
vollständigen
UKW-Empfänger, der zum Beispiel als "Küchenradio" seine
Dienste
leisten kann. Aus einem vollständig selbstgebauten Radio klingt
zumindestens
für den Erbauer die Musik doppelt so schön.
Versuchsaufbau des UKW-Radios auf einem Holzbrettchen. Die
Funktionen
der Drehpotis von links nach rechts: Frequenz grob, Frequenz fein,
Lautstärke. Eine 9-Volt-Blockbatterie kann dieses Radio speisen.
Rechts
oben sieht man den kleinen
NF-Verstärker
mit einem TBA820M.
Bisherige Empfangserfahrungen:
Ich bin begeistert! Die Bastelei brachte einen recht empfindlichen und trennscharfen Empfänger hervor, der modernen, käufllichen Produkten ebenbürtig ist. Als Antenne dient bei mir ein 1 m langer Draht. Damit habe ich selbst im Keller einen einwandfreien Empfang. Der Oszillator hat eine ausreichende Frequenzstabilität. Ein Weglaufen selbst schwach einfallender Sender konnte nicht beobachtet werden. Es ist empfehlenswert, durch 2 Potenziometer eine Grob- und Feineinstellung der Frequenz zu erreichen. Auch kann man ein Mehrgang-Potenziometer einsetzen.
Da der Ruhestrom der gesamten Schaltung einschließllich des NF-Verstärkers ca. 10 mA beträgt, hält eine 9V-Blockbatterie recht lange. Bei Betrieb an einem einfachen, stabilisierten Netzteil traten bei mir leichte Probleme durch Netzbrummen auf. Als Ursache stellten sich die nicht abgeschirmten Leitungen zu den Potis für die Frequenzeinstellung heraus. Es hat schon geholfen, die Frontplatte leitend mit der Masse zu verbinden. An einer Lautsprecherbox betrieben, ist der Klang des Radios ausgezeichnet. Dabei liefert das NF-Endstufen-IC TBA820M eine mehr als ausreichende Lautstärke.
Man sollte den Eingangskreis der UKW-Stufe mit einem Trimmkondensator versehen, und dann auf die Mitte des UKW-Bandes abgleichen. So erhält man dann eine maximale Empfindlichkeit. Ich habe mich allerdings für einen nachfolgend beschriebenen Vorverstärker entschieden:
Anschluss und Bau eines zusätzlichen
UKW-Vorverstärkers:
Im Keller konnte ich allerdings nur wenige Sender einwandfrei empfangen. Ich empfand das als normal, weil die käuflich hergestellten Empfänger ein ebenso dürftiges Ergebnis lieferten. Dennoch beschloss ich einen einfachen UKW-Vorverstärker mit einem BF981 aufzubauen und ihn zwischen Antenne und Empfängereingang zu schalten:
Versuchsaufbau eines UKW-Vorverstäkers mit dem BF981. Links der
Antennendraht. Solche Aufbauten müssen nicht schön aussehen,
um
zu funktionieren. Wichtig ist, dass die beiden Spulen so angeordnet
sind,
dass sich deren Magnetfelder nicht gegenseitig beeinflussen.
Andernfalls
droht Schwingneigung. Der schlampig wirkende Aufbau soll die Angst vor
dem
Basteln mit UKW-Schaltungen nehmen.
Wichtig ist, dass die beiden Schwingkreise abgleichbar sind. Das Ergebnis war verblüffend, denn nun konnte ich plötzlich 25 bis 30 Sender aus dem Keller rauschfrei empfangen. Der Bau hat sich also wirklich gelohnt. Also Antenne dient nur ein 1 m langer Draht.
Stromlaufplan des UKW-Vorverstärkers mit dem BF981.
Großdarstellung
per Mausklick auf das Bild.
R3 und R2 sorgen für die Vorspannung am Gate 2. Für diese beiden Widerstände können auch andere Werte zwischen 5 kOhm und 50 kOhm eingesetzt werden, da dieser Spannungsteiler nicht belastet ist. Für die 10 nF-Kondensatoren können ebenfalls andere oder ähnliche Werte verwendet werden, da diese ja nur die HF durchlassen bzw. kurzschließen sollen. Etwas kritisch ist allerdings R1. Er sollte so gewählt werden, dass etwa 10 mA durch den Source-Anschluss des Transistors fließen. Bei meinem Exemplar flossen 12 mA. Wer einen 50 Ohm Ein- und Ausgang der Schaltung haben möchte, muss dafür eine Anzapfung an den Spulen wählen. Diese ist durch Experiment zu ermitteln.
Die Anschlusskennzeichung des BF981. Blick auf die unbeschriftete
Seite.
Markant ist der Haken am Source-Beinchen.
Der BF981 von der Beschriftungsseite. Source ist durch den
einseitigen
Haken am Beinchen gekennzeichnet. Leider ist dieser Haken auf dem Foto
schlecht
zu erkennen.
Der BF981 ist intern
mit Schutzdioden versehen, so dass eigentlich nichts
passieren kann, wenn man die Anschlüsse mit den Fingern
berührt.
Bei besonders trockener Luft - z.B. im Winter - sollte man allerdings
schon
etwas vorsichtig sein, damit der Transistor nicht im "Silizium-Himmel"
endet.
Der Versuchsaufbau an einer Lautsprecherbox betrieben, die für
einen
satten Klang sorgt. Links das Netzteil, rechts hängt der
UKW-Vorverstärker. Das beste Küchenradio, was ich je hatte!
Jetzt
fehlt nur noch ein ordentliches Gehäuse.
Gehäuse:
Der Empfänger
hat im März 2006 endlich ein Gehäuse erhalten:
Der fertige Empfänger.
Das
Gehäuse ist wie folgt aufgebaut: geschliffene Dachlatten ca. 20 x
40 mm für die Seitenteile, Boden und Deckel aus 1,5 mm dicken
Sperrholz, Vorder- und Rückseite aus
Glasfaser-Leiterplattenbasismaterial. Alle wurde mit mattschwarzem
Acryllack lackiert. Der Transformator ist mit Sekundenkleber
festgeklebt. Alle netzspannungsführenden Teile sind mit
Heißkleber isoliert.
Abschirmung:
Die Empfängerplatine und der UKW-Vorverstärker sollten noch eine HF-dichte (hochfrequenzdichte) Abschirmung erhalten. Dazu eignen sich Platinenmaterial, Weißblech oder auch Fischdosen. Ohne Abschirmung stört nämlich mein Computer durch Direkteinstrahlung den Empfang, obwohl ich eine Außenantenne verwende.
Nachfolgend findet sich eine Zusammenstellung
und
weitere Links zum Thema TDA7000:
PHILIPS-Datenlatt
des TDA7000 (PDF-Datei, Klick mit rechter Maustaste)
Informationen
von PHILIPS zum TDA7000
Ebenfalls
ein UKW-Radio mit dem TDA7000, schöner Leiterplattenentwurf, den
man
auch ohne finnische Sprachkenntnisse versteht.
Informative,
englischsprachige Seite eines TDA7000-Liebhabers
Bauanleitung
eines UKW-Radios mit dem TDA7000: PDF-Datei, ca. 262 KB, als
Bausatz
bei Conrad
erhältlich,
komplette Beschreibung mit Layout, Schaltbild u.s.w..
Link zur Amateurfunkseite von SM5ZBS
Aktualisiert am 26. September 2004 und 1 . März 2006. Ich übernehme keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben oder sonst irgendeine juristische Verantwortung oder Haftung. Für externe Links bin ich nicht verantwortlich.